Foto:  Sandra Ritter

Wertinger Schüler werden für den Verkehr fit gemacht
26-10-2021
### **FÜNFTKLÄSSLER DES WERTINGER GYMNASIUMS ABSOLVIEREN EIN SPEZIELLES TRAINING. IN DER ZUSAMSTADT IST DAS WICHTIG.**

Die Kinder drückten und zogen, doch der Schuh mit dem Zwanzig-Euro-Schein ließ sich kein Stück bewegen – kein Wunder bei diesem enormen Gewicht! Diese Übung war Bestandteil eines Schulbustrainings, das in allen fünften Klassen des Gymnasiums Wertingen in den ersten Schulwochen durchgeführt wurde. Das ebenso actionreiche wie lehrreiche Programm wurde von der Kreisverkehrswacht Dillingen entwickelt und durchgeführt.

Gleich zu viert waren sie gekommen, um die Kinder zu schulen: Busfahrerin Sandy Oesterle von der Firma Kraus in Deisenhofen, Karlheinz „Charly“ Schwarzbart und Markus Vogel, die beide eigentlich als Fahrlehrer bei der Fahrschule Tischmacher arbeiten, sowie Hannes Wagner, Jugendleiter bei der Ortsverkehrswacht Wertingen.

### **SELBST IM ROLLEN IST EIN BUS GEFÄHRLICH**
Die zweite Übung: Der Bus fuhr auf einen Fünf-Liter-Kanister mit Wasser – ganz langsam, als würde er an der Haltestelle rollen, aber mit beeindruckenden Auswirkungen. Der Kanister platzte, das Wasser spritzte – und die Kinder wussten spätestens jetzt, warum es so wichtig ist, hinter der Linie zu bleiben, bis der Bus komplett zum Stehen gekommen ist. „Selbst im Rollen ist ein Bus gefährlich“, warnte Sandy Oesterle und erklärte auch noch, was es mit dem „Toten Winkel“ auf sich hat. Von ihr hatten die Fünftklässler zuvor auch schon wertvolle Tipps erhalten, zum Beispiel diesen: „Auch Busfahrer können mal grantig sein, aber mit ihnen kann man schon reden, wenn etwas ist.“ Sie plädiert für den Dialog, gerade bei Problemen. Und davon haben die jungen „Busschülerinnen“ und „Busschüler“ jede Menge: Sie werden aus dem Bus geschubst, „die Großen“ machen ihnen keinen Platz frei und beim Einsteigen wird gequetscht und gedrückt.

Jeder nahm anschließend im Bus Platz und wurde aufgefordert, sich mit beiden Händen an den Griffen festzuhalten. „Am spannendsten fand ich die fatalen Auswirkungen einer Vollbremsung bei geringer Geschwindigkeit. Kaum vorstellbar, dass wir schon bei einem so geringen Tempo den Halt in den Sitzen verlieren“, erzählt die Schülerin Maja Rauch. Zuerst wurde bei 30 Stundenkilometern mit Ankündigung gebremst, danach bei zehn ohne Ankündigung. Und Paula Schmidt ist überrascht: „Wir wussten vorher Bescheid. Trotzdem war es ziemlich ruckartig und erschreckend.“
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### **FRÜHER NAHMEN JUGENDLICHE PASSIV MEHR AM VERKEHR TEIL**
Ruhe, Besonnenheit und auch Rücksichtnahme sind beim Busfahren enorm wichtig, aber auch für den Weg zur Haltestelle gab es einige gute Tipps: rechtzeitig loslaufen, auffällige, helle Kleidung tragen und ein Lämpchen am Schulranzen befestigen. Schulbustrainer Markus Vogel und sein Fahrlehrer-Kollege Charly Schwarzbart stellen immer wieder fest, über wie wenig Wissen die Fahranfänger verfügen. Einen der Gründe sehen sie in den „Elterntaxis“, aber auch darin, dass Kinder und Jugendliche als Beifahrer sich mehr für ihr Smartphone als für den Verkehr interessieren. Früher habe man stattdessen passiv am Verkehr teilgenommen und dabei einiges gelernt, schon bevor man zum ersten Mal selbst hinter dem Steuer gesessen sei. Insofern müssen Schule und Elternhaus bei der Verkehrserziehung unbedingt mehr zusammenarbeiten. Dieses hat Christian Kaufmann, Lehrer und Busbeauftragter am Gymnasium, für die komplette fünfte Jahrgangsstufe organisiert, denn: „Wenn an der Haltestelle Wertingen Pestalozzistraße mittags innerhalb von fünfzehn Minuten bis zu 800 Schülerinnen und Schüler der Wertinger Schulen in ihre Busse einsteigen, ist täglich zu erleben, wie entscheidend verantwortungsbewusstes Handeln jedes Einzelnen für einen störungs- und konfliktfreien Ablauf und für die Sicherheit aller Beteiligten ist. So freue ich mich sehr, dass mit dem von Herrn Rapp vom Landratsamt in Dillingen ermöglichten, für die Schulen kostenfreien Programm einem dringlichen Bedarf so professionell entsprochen wird.“

Am Ende fasst Vasilina Skripkina, eine Fünftklässlerin am Gymnasium Wertingen, ihre Erkenntnisse zusammen. „Stellt euch vor, das ist euer Fuß, der da unter den Bus geraten ist. Zehn Tonnen wiegt er! Das tut weh! Stellt euch mal vor, dass es so weit kommt, dass euer Fuß abgeschnitten werden muss! Damit ihr das vermeiden könnt: Bleibt hinter der Absperrung, vermeidet Gedrängel. Jeder kommt in den Bus!“
Sandra Ritter
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